Wenn ein Abbau von Knochendichte bemerkt wird, ist es oft zu spät. Die Osteoporose hat die feste Knochenmasse bereits geschwächt. Oft bemerken die Betroffenen die Osteoporose erst, wenn sie – scheinbar ohne Grund – einen Knochenbruch erleiden. Das Tückische am Knochenschwund ist, dass die mangelnde Knochendichte zunächst keinerlei Symptome hervorruft.

Im späteren Verlauf der Erkrankung kommt es immer häufiger zu Rückenschmerzen. Bagatellunfälle oder abrupte Bewegungen führen zu Knochenbrüchen, geschwächte Wirbel fallen in sich zusammen. Mitunter entsteht zudem ein Witwenbuckel und der gesamte Körper schrumpft in sich zusammen. Bereits kleinere Unfälle, wie ein Sturz von einem Stuhl können schwerwiegende Folgen haben, wie beispielsweise Brüche des Oberschenkelhalses.
Frauen sind von Osteoporose-Risiken übrigens häufiger betroffen als Männer: Der Grund sind vermutlich die weiblichen Hormone beziehungsweise ein Mangel an Östrogen. Letztendlich handelt es sich bei Osteoporose aber um eine multifaktoriell entstehende Stoffwechselerkrankung, die die Knochenmasse betrifft und jeden ereilen kann.

Was kennzeichnet die Osteoporose?

Der zunehmende Abbau von Knochengewebe geschieht nicht zufällig. Viele Bausteine begünstigen sein Entstehen. Zum einen kommt es bei Frauen nach den Wechseljahren zu einem Östrogenmangel. Zum zweiten kann der Knochenschwund aber auch altersbedingte Gründe haben.

Jedes Jahr schwinden bei den stark Betroffenen im Extremfall bis zu sechs Prozent der Knochenmasse. Normal wäre ein altersbedingter Knochenschwund von 0,5 bis ein Prozent pro Lebensjahr. Bis zur frühen Lebensmitte baut sich die Knochenmasse auf. Fakt ist, dass die Knochenmasse permanent umgebaut wird. Damit reagiert der Organismus auf wechselnde Belastungen. Auf- und Abbau von Knochenmasse geschehen zunächst zeitgleich. Bis zum 35. Lebensjahr überwiegt aber der Knochenaufbau.

Ein Knochen auf Zellebene: Der Schwund durch Osteoporose ist klar erkennbar.
Veränderte Knochenstruktur durch Osteoporose: Links ein gesunder Knochen, rechts ein von Knochenschwund betroffenes Element.

Danach macht sich der Knochenmasse-Abbau stärker bemerkbar. Mit steigendem Alter nimmt der Masse-Abbau noch weiter zu. Ist der Knochenstoffwechsel gestört, kommt es zur Osteoporose. Davon sind mittlerweile etwa ein Viertel aller Deutschen betroffen. Die meisten Betroffenen sind älter als fünfzig Jahre. Als sekundäre Osteoporose werden die Folgen von bestimmten Medikamenten oder Erkrankungen bezeichnet. Beispiele sind das Medikament Kortiso oder hormonabhängige Erkrankungen wie die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).

Weitere Beiträge zur Schwächung der Knochen sind chronischer Bewegungsmangel, eine Kalzium-arme Ernährung oder der jahrelange Konsum von gezuckerten Kalziumräubern wie Coca Cola. Damit legen schon junge Menschen den Grundstein zu späteren Gesundheitsproblemen. Junge Computer-Nerds, die jahrelang gezuckerte Softdrinks und Energy Drinks konsumieren, sind Kandidaten für eine spätere Osteoporose. Auch das Diabetes-Risiko steigt an – und dadurch wird ebenfalls eine Osteoporose begünstigt.

Zu den Risikofaktoren für Knochendichte-Schwund gehören

  • höheres Alter und Gebrechlichkeit
  • hormonelle Faktoren wie das Geschlecht
  • familiäre Veranlagungen
  • der Lebensstil (z. B. das Ernährungsverhalten oder Nikotingenuss)
  • oder Untergewicht (durch Magersucht, Bulimie oder mangelhafte Nährstoffzufuhr im Alter.

Ein Teil der genannten Risikofaktoren ist durch die Betroffenen beeinflussbar. Ein anderer jedoch nicht. Weitere Risikofaktoren verschlimmern eine primäre Osteoporose. Alternativ lösen sie eine sekundäre Osteoporose aus. Dazu gehören

  • Stoffwechselerkrankungen
  • Hormonmangel oder hormonell bedingte Erkrankungen
  • eine Schilddrüsenüberfunktion
  • Diabeteserkrankungen
  • das Cushing-Syndrom
  • einige Nierenerkrankungen
  • bestimmte Magen-Darm-Erkrankungen
  • rheumatoide Arthritis oder andere chronisch-entzündliche Gelenkerkrankungen
  • eine stark eingeschränkte Beweglichkeit
  • eine erhöhte Sturzneigung, z. B. durch Schwindel
  • und bestimmte Medikamente (z. B. Neuroleptika, Antidepressiva, Beruhigungsmittel oder Blutdrucksenker.

Wie äußert sich eine Osteoporose?

In der ersten Zeit verläuft der Abbau der Knochendichte symptomlos. Später klagen die Betroffenen oft über Rückenschmerzen. Diese können auf Stressfrakturen oder Wirbelkörperbrüche zurückgehen. Knochenbrüche sind nur mittels einer MRT-Untersuchung feststellbar. Meist führt ein vermeintlich harmloser Sturz mit Folgen auf die richtige Spur. Selbst abrupte Bewegungen, das sturzbedingte Abstützen mit einer Hand oder ein heftiger Hustenanfall können zu Knochenbrüchen führen.

Im späteren Osteoporose-Verlauf kommt es oft zu „Sinterungsbrüchen“: Wirbelkörper fallen plötzlich in sich zusammen. Sie flachen ab und verformen sich. Am Ort des Sinterungsbruches verlagert sich die Wirbelsäule nach vorne. Der Betroffene wird einige Zentimeter kleiner. Die Körpergröße schrumpft, ein Rundrücken entsteht. Manchmal wird das „Tannenbaum-Phänomen“ erkennbar. Haut, die plötzlich seitlich der Wirbelsäule Falten schlägt, erinnert in der Form an eine Tanne. Der Abstand zwischen Beckenknochen und Rippen verkleinert sich. Der Bauch wölbt sich vor. Es kann zu Reflux oder Atemproblemen kommen.

Oft entsteht ein Teufelskreis. Die Angst vor Stürzen nimmt zu. Nach Wirbel- oder Oberschenkelhalsbrüchen ist oft längere Bettlägerigkeit die Folge. Durch den Mobilitätsverlust baut sich die Knochenmasse weiter ab. Im Jahr nach einem Osteoporose-bedingten Knochenbruch ist die Sterblichkeitsrate signifikant erhöht.

Ein älterer Herr ist im Schnee gestürzt – besonders bei Osteoporose ein Verletzungsrisiko.
Schon geringfügige Stürze können bei Osteoporose zu schweren Schäden und Brüchen führen – besonders im Herbst und Winter sind Glätte oder Nässe deshalb besonders gefährlich.

Diagnostik und Therapie

Oft dauert es lange, bis ein Osteoporose-Verdacht zu weiteren Untersuchungen führt. Meist ist der Abbau der Knochenmasse schon fortgeschritten. Dabei wäre eine frühzeitige Entdeckung des Knochendichteschwunds besser behandelbar.

Zur Basisdiagnostik gehört neben einer sorgfältigen Anamnese eine klinische Befunderhebung. Als apparategestütztes Diagnose-Verfahren ist eine Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA bzw. DEXA) sinnvoll. Betrachtet werden vornehmlich der Zustand der Lendenwirbelsäule sowie der Oberschenkelknochen. Weitere Untersuchungen können sich anschließen, beispielsweise

  • Blut- und Urin-Untersuchungen
  • Schilddrüsentests
  • Nierenfunktionstests
  • Blutzucker-Check
  • Ausschluss von Krebserkrankungen
  • Röntgenuntersuchungen
  • und gegebenenfalls eine Biopsie der Knochen.

Bei frühzeitiger Diagnose kann die Osteoporose-Therapie bessere Ergebnisse erzielen. Die Behandlung wird durch verschiedene, sich gegenseitig verstärkende Maßnahmen eingeleitet. Diese sollen die Knochengesundheit verbessern. Das Fortschreiten des Knochendichte-Verlustes soll gestoppt oder verlangsamt werden.

Die unverzichtbare Basis der Osteoporose-Behandlung ist die Ernährung. Vitamin D, Kalzium und Bewegung stärken die Knochen. Meistens müssen Vitamin D und Kalzium über hochdosierte Nahrungsergänzung zugeführt werden. Empfohlen werden etwa 1.000 Milligramm Kalzium und bis zu 1.000 I.E. Vitamin D am Tag. Besteht ein Vitamin D-Mangel, kann eine Höherdosierung notwendig werden.

Zusätzlich sollten die Betroffenen sich ausreichend bewegen. Sie trainieren damit den Gleichgewichtssinn und stärken die Knochen. Als geeignete Bewegungsarten sind Gymnastik, Chi Gong und Thai Chi, Schwimmen, Spaziergänge oder Wanderungen oder Nordic Walking anzusehen. Ein Sturzprophylaxe-Training ist sinnvoll. Krankengymnastik kann die Mobilität nach Knochenbrüchen und Operationen verbessern.

Die verordneten Medikamente sollen den Knochenabbau hemmen oder den Knochenaufbau anregen. Gegebenenfalls müssen Schmerzmittel verordnet werden. Die Osteoporose- Therapie ist als Langzeittherapie angelegt. Diese bedarf der regelmäßigen Überprüfung. Gegebenenfalls muss die Behandlung angepasst werden. Manchmal werden operative Eingriffe notwendig, um Knochenbrüche zu behandeln. Je nach Osteoporose-Ausprägung und Behandlungserfolg kann die Behandlung fortgesetzt, intensiviert, anders angelegt oder pausiert werden.

Bei stark geschädigten Knochen kann kein Gelenkersatz mehr im Knochen verankert werden. Daher sollte das Interesse der Betroffenen an aktiver Mitarbeit groß sein. Viele Patienten brechen jedoch die medikamentöse Osteoporose-Therapie eigenmächtig ab. Sie möchten nicht jahrelang Tabletten einnehmen. Behandlungsabbrüche sind jedoch kontraproduktiv. Die verordneten Präparate sollten gemäß der ärztlichen Verordnung eingenommen werden.

Mitauslösende Grunderkrankungen müssen mitbehandelt werden. So wird ihr Beitrag zum Osteoporose-Geschehen geschmälert.

Prophylaxe und Schutz

Zur Vorbeugung gegen eine Osteoporose-Diagnose ist ein gesunder Lebensstil notwendig. Er sollte eine gesunde Ernährung und sportliches Training beinhalten. Nach der Osteoporose-Diagnose kann eine Selbsthilfegruppe Sinn unterstützend wirken. Angepasste Bewegungsarten und altersgerechtes Krafttraining sind hilfreich.

Der Haushalt sollte von potenziellen Stolperfallen und rutschigen Bodenbelägen befreit werden. Flaches Schuhwerk ist für einen sicheren Stand hilfreich. Ausreichende Beleuchtung, Badewannengriffe und eine gute Brille sind weitere Hilfsmittel.

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