Multiresistente Keime führen dazu, dass wichtige Antibiotika beim Menschen ihre Wirkung verlieren. Dies hat wiederum zur Folge, dass Ärzte bestimmte Krankheiten nicht mehr behandeln können. Allein im letzten Jahr sind in der EU circa 33.000 Menschen aufgrund von resistenten Keimen gestorben. Eine große Rolle für die Ausbildung von Multiresistenzen spielt unter anderem der massive Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Verbraucher nehmen dies mittlerweile als ernsthafte Bedrohung wahr und fordern genau wie Fachleute und Wissenschaftler eine deutliche Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Landwirtschaft. Industrie, Handel und Politik bemühen sich seit Jahren eine einheitliche Regelung zu finden, dennoch kommen jedes Jahr immer noch fast 800 Tonnen Antibiotika in deutschen Ställen zum Einsatz. Dass es auch anders geht, zeigt Dänemark. Dort sind Landwirte in der Lage, Fleisch aus 100 % antibiotikafreier Aufzucht zu liefern. Dafür müssen hohe Standards eingehalten werden, die vor allem eine intensive Betreuung der Tiere gewährleisten. In Deutschland hat die Privat-Fleischerei Reinert einen ersten Schritt gemacht. Unter der Marke HerzensSache bietet Reinert Wurstprodukte aus 100 % antibiotikafreier Aufzucht an. Das Fleisch hierfür stammt ebenfalls aus Dänemark, da in Deutschland bislang noch nicht die benötigten Mengen zur Verfügung stehen. Um dies zu ändern, ist es wichtig, dass das Bewusstsein für die Problematik sowohl innerhalb der Branche als auch beim Verbraucher zunimmt.

Kampf gegen multiresistente Keime

Multiresistente Keime (MRSA) werden zunehmend zum Problem. Die Zahl der Todesfälle durch MRSA-Infektionen ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen, da wichtige Antibiotika durch sie ihre Wirkung verlieren – allein im letzten Jahr waren es 33.000 Todesfälle innerhalb der EU. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine von drei Hauptursachen der massive Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Wie eine aktuelle Repräsentativbefragung zeigt, fühlen sich rund zwei Drittel der Deutschen nur unzureichend gegen diese Gefahr geschützt. Wenn es um den Kampf gegen Multiresistenzen geht, sieht eine deutliche Mehrheit die Lebensmittelproduzenten (89%) in der Verantwortung, dicht gefolgt von Politik (86%) und Landwirtschaft (84%). „Die Ergebnisse zeigen, dass es höchste Zeit für ein Umdenken beim Einsatz von Antibiotika in der Nutztieraufzucht ist. Mit der Einführung unserer Marke HerzensSache, für die wir Fleisch aus 100 % antibiotikafreier Aufzucht verarbeiten, zeigen wir, dass konkrete Lösungen machbar sind“, so Hans-Ewald Reinert, geschäftsführender Gesellschafter der Reinert Privat-Fleischerei. Erstaunlich: Bislang gibt es in Deutschland noch keine Betriebe, die antibiotikafreie Aufzucht in größerem Stil gewährleisten können. Um Wurstwaren aus antibiotikafreier Aufzucht auch hierzulande anbieten zu können, arbeitet Reinert daher mit spezialisierten Landwirten aus Dänemark zusammen.

Bewusster Fleichkonsum kann viel bewegen

Kaufentscheidungen haben nicht nur Einfluss auf das eigene Portemonnaie, sondern auch auf die Welt, in der wir leben. Denn was gekauft wird, wird produziert – und das ist nicht immer zum Besten für Umwelt und Gesundheit. Bis antibiotikafreie Zucht als Standard in der Branche etabliert ist, wird es noch eine Weile dauern, aber die Nachfrage steigt. Und es sind vor allem jüngere Verbraucher, die sich durch ihre Kaufentscheidung gegen den massiven Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft aussprechen – ein wichtiger Schritt, um der Entwicklung multiresistenter Keime entgegenzuwirken. 

Foto: Reinert Privat-Fleischerei