Viele halten Autismus nicht für eine Krankheit, sondern für eine spezielle Wesensart innerhalb des Spektrums menschlichen Seins. Dennoch sind Eltern oft schockiert, wenn sie bei ihrem Kind autistische Merkmale entdecken. Betroffenen Kindern fällt es häufig schwer, soziale und emotionale Signale richtig zu deuten und entsprechend darauf zu reagieren. Sie können den Gesichtsausdruck anderer Menschen nicht richtig deuten. Bedeutet ein Lächeln nur Freude oder auch Spott oder gar Häme? Zudem wird Gesagtes meist wörtlich verstanden. Wachsen tatsächlich „Haare auf den Zähnen“?  Viele Autisten trainieren Kommunikation, um sie richtig anwenden zu können. Einige vermeiden Blick- oder Körperkontakt und wirken wie taub. Andere reagieren empfindlich auf Gerüche, Geräusche, Licht oder Berührungen, leiden unter Reizüberflutung. Autisten bevorzugen feste Rituale und Abläufe: Kinder möchten beispielsweise immer nur vom gelben Teller essen oder sortieren ihr Spielzeug auf eine bestimmte Art. Oft entwickeln sich ausgeprägte Sonderinteressen. So hat ein Autist möglicherweise Schwierigkeiten, sich die Schuhe allein zuzubinden, kennt sich aber überraschend gut mit Raketentechnik aus. 

Wichtig zu wissen: 

Es gibt aktuell keinen Test, der zu einem zweifelsfreien Resultat kommt. Die Diagnose stellen Ärzte und Psychiater, nachdem sie in einem differenzierten Prozess die Wahrnehmung sowie das Sprach- und Sozialverhalten des Kindes untersucht haben. Das ist auch wichtig, um typische Begleiterkrankungen wie Depressionen sowie Angst- oder Ess-Störungen und ADHS behandeln und mildern zu können. Ebenfalls recht häufig treten ausgeprägte Schlafstörungen auf, die anfänglich oft ignorieren werden, dann aber Kindern und Eltern den Alltag erheblich erschweren.

Grafik zu Verhaltensweisen bei kindlichem Autismus
Kindlicher Autismus wird in der Regel von diversen Auffälligkeiten begleitet. Betroffene sind lieber für sich allein, sie reagieren mitunter nicht auf ihren Namen, sind empfindlich gegenüber Sinnesreizungen und haben Schlafstörungen. Auch stereotype Bewegungen sowie das akribische Einhalten täglicher Routinen können auf eine Autismus-Spektrum-Störung hinweisen.

Autismus: Eine besondere Art der Wahrnehmung

Für Eltern ist es oft ein Schock, wenn bei ihrem Kind Autismus diagnostiziert wird. Wer sich mit dem Thema näher befasst, entdeckt aber schnell, dass viele Autisten lediglich eine andere Art der Wahrnehmung haben. Auffälligkeiten äußern sich bei jedem Kind etwas anders und können sich im Laufe der Entwicklung verändern. Autismus hat sehr viele Facetten – Fachleute sprechen deshalb von einer „Autismus-Spektrum-Störung“. Das reicht von den unauffälligen Formen in verschiedenen Ausprägungen bis hin zu den seltenen schweren Beeinträchtigungen mit vermindertem Sprachvermögen. Während viele Asperger-Autisten sowie hochfunktionale und atypische Autisten mit entsprechender Förderung weitgehend selbstständig leben, sind frühkindliche Autisten mitunter ein Leben lang auf Hilfe angewiesen. Allen autistischen Menschen gemeinsam sind eine andere Art der Wahrnehmung und Auffälligkeiten im sozialen Umgang. Auch Besonderheiten in der Sprachentwicklung und der Kommunikation gehören dazu. Ebenfalls stärker ausgeprägt sind stereotype Verhaltensmuster sowie überschaubare Interessen und Aktivitäten.

Geduld und Optimismus helfen

Das Leben mit autistischen Kindern und Jugendlichen kann für Eltern herausfordernd sein. Je nach Schweregrad der Auffälligkeiten sind sie stark belastet, sollten aber schon im Interesse ihres Kindes darauf achten, mit eigenen Ressourcen schonend umzugehen und Hilfen annehmen. Entlastung bieten beispielsweise der familienunterstützende Dienst und Selbsthilfegruppen. Adressen gibt es unter beim Bundesverband Autismus Deutschland. Ganz wichtig im Umgang mit einem autistischen Kind sind Geduld und Optimismus. Das gilt auch bei den häufig auftretenden Schlafstörungen betroffener Kinder. 

Foto: Foto: fizkes/123rf.com, Grafik: InfectoPharm/txn