„Wie soll ich das denn alles schaffen? Das ist viel zu viel!“ Diese oder ähnliche Fragen stellen sich viele Menschen bereits zu Beginn eines jeden Tages. Die Arbeit scheint schier unendlich zu sein, und auch im privaten Bereich ist noch eine Menge zu tun. Allein die Gedanken an solch einen Tagesablauf verursachen ihn: Stress. Eine natürliche Reaktion, die uns ursprünglich vor Gefahren schützen sollte, in der modernen Zeit aber zunehmend als Auslöser für Krankheiten und Unwohlsein gilt.

Was ist Stress?

Früher als Überlebensinstinkt entwickelt, half Stress dem Menschen, in Gefahrensituationen z.B. einem Angriff durch wilde Tiere, zu überleben. Durch äußere Faktoren werden Stresshormone wie Noradrenalin und Adrenalin ausgeschüttet, Blutzucker und Eiweißabbau werden gesteigert. Die daraus entwickelte Energie steht dem Körper sofort zur Verfügung und kann außergewöhnliche Leistungen hervorrufen.

Heutzutage geraten Menschen nur noch selten in lebensgefährliche Situationen. Dennoch kann der Körper Stresshormone ausschütten. Psychische Faktoren wie Streit mit anderen Personen oder ein wütender Vorgesetzter, auch Versagensängste können Stresssituationen auslösen. Auch körperliche Belastungssituationen, wie intensives Sporttraining, schere Arbeiten oder langes, anstrengendes Autofahren löst bei Menschen das Gefühl von Stress und die damit verbundene Hormonausschüttung aus.

Krank durch Stress?

Dass Stress krank macht ist nicht nur eine Theorie. Erkrankungen wie Bluthochdruck, Magen- und Kopfschmerzen oder Herzinfarkte werden häufig durch starken Stress im Alltag hervorgerufen oder verstärkt.

  • Bluthochdruck

durch die Ausschüttung von Stresshormonen, wie z.B. Adrenalin werden Herzfrequenz und Blutdruck in die Höhe getrieben. In Gefahrensituationen ist auf diese Weise die Durchblutung der wichtigen Organe und die Sauerstoffversorgung der Muskeln sichergestellt. Im Alltag kann chronischer Stress jedoch dazu führen, dass der Bluthochdruck wichtige Organe, wie Herz oder Gefäße schädigt. Zudem führt langfristig hoher Blutdruck zu Nebenerscheinungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Sehstörungen.

  • Magenschmerzen durch Stress im Alltag

In Stresssituationen hemmt der Körper Vorgänge, die nicht akut überlebensnotwendig sind. Zweitrangige Funktionen des Körpers werden reduziert. So wird zum Beispiel die Aktivität des Verdauungssystems herabgesetzt. Gleichzeitig wird Glukose in Form von Zucker als Energieträger ausgeschüttet. Durch den Abbau der Glukose im Körper kommt es allerdings zu einem stärkeren Hungergefühl: Aus diesem Grund wird Stressessen oft als Symptom gesehen. Durch die gleichzeitige Hemmung der Verdauung kann es zu einer Störung der Bakterienflora im Magen-Darm-Trakt kommen. Chronische Erkrankungen können das Resultat sein.

  • Kopfschmerzen

Stress kann Kopfschmerzen auslösen oder verstärken. Besonders, wenn er chronisch ist. Vor allem monotone Körperhaltungen unter Stress führen zudem häufig zu Verspannungen im Schulter und Nackenbereich, welche ebenfalls Kopf- und Nackenschmerzen auslösen.
Auch Migränepatienten werden durch Stress beeinflusst, bei vielen führt außergewöhnlich starker Stress zu anfallsartigen Migräneschüben.

  • Gefäßerkrankungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle

Wer unter starkem Stress steht, hat ein erhöhtes Krankheitsrisiko in Bezug auf Schlaganfälle, und Herzinfarkte, aber auch Gefäßschäden und -Erkrankungen.  Aber auch die Risikofaktoren, wie Übergewicht oder Bluthochdruck, werden gesteigert. Durch Stress im Alltag ausgelöste Herzerkrankungen sind besonders gefährlich, da spontaner Stress zu plötzlichem Auftreten führen kann. Gefäßerkrankungen und besonders Gefäßverschlüsse sind allerdings besonders gefährlich. Wer unter starkem Stress steht sollte deshalb besonders acht geben. Symptome, wie Brustschmerz, Atemnot oder Herzstolpern könne das erste Anzeichen einer gefährlichen Erkrankung sein. Um nicht schwer krank durch Stress zu werden, sollten Sie bei diesen Symptomen einen Arzt aufsuchen oder den Rettungsdienst alarmieren.

  • Fettleibigkeit

Bei Stress wird neben vielen Stresshormonen auch das so gennannte Cortisol ausgeschüttet. Dieses Hormon ist im Körper für ein Hungergefühl verantwortlich und veranlasst häufig ein ungesundes Essverhalten. Durch dieses und die gestörte Verdauung kommt es zu einer Einspeicherung von zusätzlichem Fett, besonders im Bauchfett.

Chronischer Stress im Alltag kann zudem auch die Immunkräfte des Körpers angreifen und als Immunsuppressor fungieren. Um mehr Energie für Kampf- oder Fluchtreaktionen bereitstellen zu können, verringert der Körper die Aktivität aller nicht lebensnotwendigen Organsimen. Immunsystem und Magen-Darm-System reduzieren also ihre Aktivität, während Muskeln und Atmung verstärkt aktiv werden.

Was kann gegen Stress im Alltag getan werden?

Je länger eine Stresssituation anhält, umso wichtiger ist es, für Entspannung zu sorgen. Weiterer Stress könnte schwerwiegende Erkrankungen auslösen und dem Organismus enorm schaden. Aber was kann getan werden? Wer im Stress ist, sieht selten die Möglichkeiten, die Situation zu verbessern. Hilfe durch Außenstehende kann die Situation also oftmals vereinfachen.

Die Stressquellen identifizieren

Um eine effektive Stressbewältigung betreiben zu können, ist es wichtig, die Stressquellen zu identifizieren. Diese können, abhängig von der jeweiligen betroffenen Person, ganz unterschiedlich sein. Hohe Arbeitsbelastungen, Müdigkeit, Streit im sozialen Umfeld oder Sorgen sind nur ein kleiner Teil der möglichen Gründe. Wenn die Stressquellen identifiziert wurden, ist es wichtig, alle Möglichkeiten zu nutzen um die Belastung zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es sinnvoll, Probleme deutlich anzusprechen. Wenn Sie also zu viel Arbeit angenommen haben, kann es helfen, ehrlich zu sagen, dass zu viel zu tun ist. Oft haben Kollegen und Mitmenschen Verständnis und das Projekt kann entweder an andere Mitarbeiter abgegeben werden oder es wird mehr Zeit bis zur Fertigstellung eingeräumt.
Auch wenn der Stress von einzelnen Personen ausgeht, lautet die Devise: Sprechen Sie die Probleme an! Häufig ist unseren Mitmenschen gar nicht bewusst, dass ihr Verhalten Stress provoziert.

Eine Frau schreit eine andere mit einem Megafon an. (Stress)
Auch Familie, Freunde und Bekannte können Stress verursachen. Denken Sie an ihre Gesundheit und teilen Sie ihren Mitmenschen ehrlich mit, wenn diese Stress verursachen.

Bereits entstandene Krankheiten behandeln

Die längere Ausschüttung von Stresshormonen fördert Krankheiten und verschlimmert bestehende Erkrankungen. Dies zu erkennen und bestehende Krankheiten zu behandeln ist eine absolute Notwendigkeit, um gesund leben zu können. Dafür ist es wichtig, dem Hausarzt präzise und genau zu erklären, welche Krankheitssymptome vorhanden sind und in welchem Zeitraum Stress vorhanden war. Der Spezialist kann auf diese Weise schnell mögliche Krankheiten diagnostizieren und entsprechende Therapiemaßnahmen einleiten.

„Ich habe keine Zeit krank zu sein!“

In Deutschland herrscht ein sehr hohes und akkurates Arbeitsverständnis. Deshalb ist es häufig so, dass jene, die krank durch Stress sind, keinen Arzt aufsuchen. Viel mehr geht das Verständnis dahin, dass scheinbar unwichtige Krankheiten wie Migräne, Übelkeit, Schwindel oder Magenbeschwerden durch Medikamente überspielt werden. Doch bei Stress im Alltag können die Symptome die Ankündigung von gefährlichen Erkrankungen sein und sollten durchaus ernst genommen werden. Zudem können Sie durch einen Arztbesuch häufig schneller wieder gesund werden und riskieren durch eine Krankschreibung und eine Erholungsphase zuhause nicht, weitere Kollegen mit ansteckenden Krankheiten ebenfalls anzustecken.

Stress im Alltag: Nehmen Sie eine Auszeit vom Stress

Immer wieder lassen sich Stresssituationen und psychische Belastungen nicht von heute auf morgen lösen. Besonders, wenn Dauerstress bereits längere Zeit vorhanden ist, braucht es seine Zeit, um die bestehende Situation zu ändern.  Um dennoch ein gesundes Leben führen zu können und das Immunsystem nicht zu sehr zu belasten, sollten auch kleine Pausen wie zum Beispiel die Mittagspause im Unternehmen als Ruhezeit genutzt werden. Ein gesundes Mittagessen, ein Spaziergang im angrenzenden Park oder ein entspanntes Gespräch mit Freunden oder Kollegen können auch bei kurzen Pausen für Entspannung sorgen und die durch Stress ausgelösten Symptome und Erkrankungen deutlich reduzieren.

Aber selten reicht solch eine kurze Auszeit, um den bestehenden Dauerstress auf ein erträgliches Level zu senken und Krankheiten zu vermeiden. Deshalb ist es wichtig, in regelmäßigen Abständen dem Körper Ruhe zu gönnen. Das kann durch einen Urlaub, einen Ausflug am Wochenende oder durch ein ausgleichendes Hobby geschehen. Dabei gilt: Der gewählte Ausgleich darf keinen weiteren negativen Stress verursachen.

Stress im Alltag: Ständige Erreichbarkeit ist ein Problem

Wer Stress im Alltag vermeiden will, sieht sich immer häufiger mit dem Problem der ständigen Erreichbarkeit konfrontiert. Denn eine dauerhafte Verfügbarkeit, z.B. über WhatsApp, Telefon oder E-Mail wird immer häufiger vorausgesetzt. Doch sowohl die Vorgesetzten, aber auch Freunde und Familie müssen lernen und akzeptieren, dass jeder Freizeit und Entspannung benötigt, um nicht durchchronischen Stress zu erkranken. Um das zu erreichen, ist es wichtig, nicht dem inneren Drang nachzugeben, auf Nachrichten zu antworten oder alle Anfragen umgehend zu beantworten. Bemühen Sie sich, Ruhe und Planbarkeit in ihren Alltag zubringen. s ist der effektivste Weg, Stress im Alltag zu vermeiden.

Übrigens: Viele Vorgesetzte erwarten, ihre Mitarbeiter immer erreichen zu können. Doch in vielen Fällen ist dies nicht zulässig. Informieren sie sich deshalb genau, wie viel Erreichbarkeit im Beruf erwartet werden kann.

Nice-to-know: Gibt es auch „guten Stress“?

Oft wird Stress sehr negativ dargestellt. Doch die Ausschüttung der Stresshormone kann auch durch außergewöhnliche positive Ereignisse hervorgerufen werden. Verliebtheit, eine bevorstehende Hochzeit oder auch die Freude auf eine Geburt können ebenso zu Stress führen, wie Gefahr oder eine Arbeitsbelastung. Im Fachjargon wird dieser positive Stress als Eustress bezeichnet, während der negative Stress als Distress bekannt ist. Häufig ist Eustress jedoch von deutlich kürzerer Dauer, wird nicht so belastend empfunden und verursacht auf diese Weise auch weniger Erkrankungen.

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